top of page

Bedrohte Stacheltiere

  • Autorenbild: Corinne päper
    Corinne päper
  • 7. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Wie es dem Igel in der Region Winterthur geht, zeigt ein Besuch auf der Igelstation Kollbrunn. Auffallend ist: Viele Tiere sind mangelernährt und wurden durch Rasenmähroboter oder Fadenmäher verletzt. (Dieser Artikel erschien in der Winterthurer Zeitung am 7. August 2025)


Text: Corinne Päper



Einen Igel aufzupäppeln, ist sehr arbeitsintensiv und dauert mehrere Wochen. Bild: Corinne Päper
Einen Igel aufzupäppeln, ist sehr arbeitsintensiv und dauert mehrere Wochen. Bild: Corinne Päper


Biodiversität Noch ist es ruhig auf der Igelstation in Kollbrunn. In der ehemaligen Lagerhallebefindensich nur wenige Tiere in den schwarzen Boxen mit Kartonhäuschen. Das könnte sich baldändern.«Meist werden ausgemergelte Igel im Herbst zu uns gebracht, weil sie sich nicht genügend Fettreserven anfressen konnten», sagt Juliette Roder, Vorständin des Vereins. «Häufig aber auch geschwächte Tiere im Frühjahr nach dem Winterschlaf.» Beides sei auf das mangelnde Nahrungsangebot zurückzuführen.«Igel sind Insektenfresser, doch die Insektenbestände sinken seit Jahren.»


Die Ursachen sind bekannt: eine monotone Land- und Gartenlandschaft mit nektararmen Pflanzen, versiegelte Böden, fehlende Unterschlüpfe, Lichtverschmutzung oder der Einsatz von Insektiziden. Für den Igel ist das fatal. «Findet er zu wenig Laufkäfer, Raupen, Ohrwürmer, Spinnen oder Regenwürmer, frisst er auch Schnecken.» Letztere übertragen jedoch häufig Parasiten wie Lungenwürmer. Davon zeugt der rasselnde Atem des kleinen Igels, der wenige Tage zuvor auf die Station gelangte. Ebenfalls auf der Station befindet sich eine frischgebackene IgelMama mit Schnittverletzungen, die ihre Jungen hier zur Welt gebracht hat. Ihre Verletzungen stammen von einem Rasenmähroboter. Sie hatte Glück– andere Tiere erleiden so schwere Verletzungen an Bauch oder Pfoten, dass sie an Ort und Stelle vom Tierarzt eingeschläfert werden müssen, erzählt Roder.


Rund um die Uhr im Einsatz

Einen Igel aufzupäppeln, ist arbeitsintensiv.«Zunächst kontrollieren wir sein Gewicht, machen eine Kotprobe, um einen Wurmbefall festzustellen, untersuchen den Igel auf äussere Verletzungen und entfernen Zecken und Flöhe.» Danach werde das Tier bis zu einer «Entlassung» mit speziellem Igel-Futter mit hohem Fleischanteil wieder aufgepäppelt. «Bis ein geschwächter oder verletzter Igel wieder fit ist, dauert es zwei bis drei Wochen.» Auch Waisenkinder kommen manchmal hierher.«Dann ist Schöppelen angesagt», erklärt Roder. «Dafür ausgebildete Freiwillige kümmern sich Tag und Nacht um die Igelbabys und füttern sie alle zwei Stunden, bis sie ein Gewicht von 250 Gramm erreicht haben. Dann kommen die Tiere in die Igelstation, wo wir sie auf die Auswilderung vorbereiten.»


Im Vergangenen Jahr versorgte das 40-köpfige Freiwilligenteam etwa 100 Igel aus Winterthurer Stadtgebieten mit kleinräumigen Gärten mit Büschen, Hecken und Bäumen wie Oberwinterthur, Wülflingen und Hegi. Bleibt zu hoffen, dass der Igel in Winterthur weiterhin heimisch bleibt.


Die Anzeichen sind nicht schlecht: Auf der Plattform stadtwildtiere.ch lässt sich nachvollziehen, in welchen Winterthurer Stadtteilen wie viele Igel beobachtet wurden. Die Datengrundlage ist für eine fundierte Aussagen jedoch noch zu dünn. Damit sich das ändert, ist die Bevölkerung gefragt: Wer einen Igel entdeckt, kann die Sichtung auf winterthur.stadtwildtiere.ch melden.


Verletzte Igel gefunden?

Wer einen kranken oder verletzten Igel gefunden hat, sollte ihn zum nächsten Tierarzt bringen oder den Tierrettungsdienst anrufen– insbesondere, wenn das Tier apathisch und abgemagert ist, hinkt, stark hustet, röchelt oder keucht, sich bei Berührung nicht einkugelt oder Maden, Zecken und Schmeissfliegen zu sehen sind. Notfallnummer derTierärzte 0900 908 908 (3,50Franken pro Minute), Tierrettungsdienst 0800 211 222. Verein Igelstation Kollbrunn Im hauptsächlich spendenfinanzierten Verein engagieren sich seit der Gründung 2022 etwa 40 freiwillig arbeitende Tierärztinnen und Tierärzte, Igelfachpersonen und weitere Helfende für Igel in der Region Winterthur. Nach telefonischer Anmeldung können kranke Igel direkt zur Station gebracht werden. Weitere Infos dazu unter Igelstation-kollbrunn.ch

Checkliste: Igel im Garten fördern


  • Hecken und Sträucher pflanzen, die Unterschlupf bieten für den Bau des Winter- und Säuglingsnests der Igel.

  • Einheimische Pflanzen bevorzugen, die Insekten anlocken.

  • Durchschlüpfe (mindestens 10 Mal 10 Zentimeter) im Zaun oder in der Mauer.

  • Wasserschalen anbieten und Wasser regelmässig wechseln.

  • Auf Pestizide und Kunstdünger verzichten.

  • Keine Schneckenkörner verwenden.

  • Vor der Verwendung von Fadenmähern und Motorsensen immer unter Büschen und Hecken nachsehen. Rasenmähroboter nie unbeaufsichtigt und nachts laufen lassen.

  • Ausstiegshilfen am Swimmingpool anbringen, keine Netze herumliegen lassen, Gruben und Schächte abdecken.

  • Keine Ultraschallgeräte zur Abwehr von Tieren verwenden


 
 
 

留言


bottom of page