Die Maulwurfsgrille, eine unterschätzte Gartenhelferin
- Corinne päper
- 12. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Dieser Text erschien in der Ausgabe Ü50, Juli / August 2025 und befasst sich damit, dass man nicht gleich zur Giftkeule greifen soll, wenn man Tiere wie Maulwurfsgrillen findet. Stört man das Gleichgewicht im Garten, schafft man sich oft neue Probleme.

Plötzlich sind sie da: Löcher an allen Ecken und Enden im Gemüsebeet. Der «Übeltäter»? Eine Maulwurfsgrille, die sich durch den Boden gegraben hat. Dennoch gibt es wenig Grund, sie zu töten: Das rund fünf Zentimeter lange, mit starken Vorderbeinen ausgestattete Tier frisst nämlich viele Gartenschädlinge oder deren Gelege. Etwa Engerlinge, Schneckeneier oder Drahtwürmer. Ausserdem ist die Werre in der Schweiz gefährdet.
Zum Problem wird die Maulwurfsgrille, wenn sie die Wurzeln junger Setzlinge auf der Jagd nach Nahrung beim Graben verletzt oder sich aus Nahrungsnot an Pflanzen vergreift. Tut sie letzteres, ist der Mensch auch schuld. Etwa, weil er ihren Beutetieren - beispielsweise den Engerlingen - zuvor den Garaus gemacht hat.
Vergrössert sich der Maulwurfsgrillen-Bestand, sollte man nicht zur Schaufel oder zum Giftspray greifen. Stattdessen können Gärtner die natürlichen Gegenspieler der Werren fördern. Etwa, indem sie ihren Garten in ein Igel-Paradies verwandeln, Amseln einen Lebensraum bieten oder sich Hühner halten.
Sollte das keine Option sein, bleibt die Umsiedlung der Werren mit Lebendfallen wie Gläsern, die man abends eingräbt. Die darin gefangenen Tiere kann man am nächsten Morgen in ausreichender Distanz zum Garten wieder in die Freiheit entlassen. Besonders gut gelingt dies im Frühsommer, wenn sich die Maulwurfsgrillen paaren. Manchmal reicht auch Zurückhaltung: Geht den Werren die tierische Nahrung aus, laben sie sich nicht nur an Pflanzenwurzeln, sondern werden zu Kannibalen und reduzieren ihre Population gleich selbst.
Mit der Natur gärtnern
Manchmal muss man die Natur einfach machen lassen. Marie-Louise Kieffer von der Umweltberatung in Luzern erklärt, warum dies auch im Umgang mit Maulwurfsgrillen gilt.
Frau Kieffer, kann man sich darüber freuen, wenn man Maulwurfsgrillen im Garten findet, da das Tier ja sehr selten geworden ist?
Marie-Louise Kieffer: Die Maulwurfsgrille ist wegen der starken Bekämpfung und der Trockenlegung von feuchten Gebieten stark zurückgegangen. Hat man Freude an der Biodiversität, kann man sich schon über Maulwurfsgrillen freuen.
Inwiefern kann man sie zur Nacktschnecken-Bekämpfung einsetzen, weil sie Schneckeneier fressen?
Dass sie die Schneckenpopulation komplett an einem Ort eliminieren, habe ich noch nie gehört, es ist auch schwer vorstellbar, weil sie ja viele verschiedene Bodentiere fressen.
Dass sie Wurzeln von Pflanzen abfressen, geschieht eigentlich - unbeabsichtigt, weil sie sich Gänge graben und dabei die Wurzeln abkappen. Wie kann man das verhindern?
Wir sind derzeit am Ausprobieren - und vergraben rund um die gefährdeten Kulturen Schafwolle. Das mögen Maulwurfsgrillen nicht. Die Schafwolle verrottet zudem und wird so zu wertvollem Dünger. Was ich auch mache, wenn eine angesäte Reihe Löcher aufweist: ich versetze ein paar übrig gebliebene Pflanzen in die Lücken. Dann hält sich der Schaden in Grenzen. Hinzu kommt: Grössere Setzlinge können den Verlust von ein paar Wurzeln eher verkraften, als kleinere. Beim Umgang mit «Schädlingen» und «Lästlingen» rate ich zu mehr Gelassenheit. Man kann nicht einfach davon ausgehen, dass jede einzelne Pflanze wächst. Mit Ausfällen ist immer zu rechnen, sie gehören im Garten einfach dazu.
Falls man Maulwurfsgrillen im Garten hat und Wurzelschäden sieht - was soll man tun?
Man kann sie mit ebenerdig eingegrabenen Bechern einfangen, deren Oberkanten an der Erdoberfläche abschliessen. Man könnte noch ein kleines Brett senkrecht hinstellen, das die Werren zum Becher lenkt. Eine weitere Möglichkeit im Biolandbau ist der Einsatz von Nützlingen (Nematoden).
Wohin sollte man die Werren «umsiedeln»?
Ich setze sie auf meine Wiese und hoffe, dass sie sich dort ein schönes Plätzchen sucht und den Weg nicht mehr zurückfindet. Man könnte sie auch in einen Komposthaufen setzen - dort fühlen sie sich ebenfalls wohl. Holt man den Kompost, kann man ihn sieben und trägt so die Werren nicht in den Garten. Es kann aber vorkommen, dass sich eine Maulwurfsgrille in der neuen Umgebung hilflos fühlt und verwirrt ist und deshalb möglicherweise bald gefressen wird.
Umweltberatung Luzern
Die Umweltberatung Luzern berät die Bevölkerung im Kanton Luzern kostenlos zu Umwelt- und Energiefragen. Auf der Website finden sich auch weitere Informationen zur Maulwurfsgrille. umweltberatung-luzern.ch
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